Ein mysteriöses Objekt.
Sh2-174 oder auch PK 120+18.1 ist sehr mysteriös. Er trägt zwei Bezeichnungen, eine aus einem Katalog für Emissionsnebel (Sh2) und eine andere aus einem Katalog für Planetarische Nebel (PK). Das lässt schon vermuten, dass die Klassifizierung dieses Objekts nicht ganz eindeutig ist.
Objekt: | Sh2-174 |
Aufnahmedatum: | 14.02.2018, 15.02.2018, 16.02.2018, 17.02.2018, 20.02.2018 |
Entfernung: | 1.000 Lichtjahre |
Belichtung gesamt: | RGB: 87 x 300 Sec., Ha: 17 x 1200 sec., Ha: 333 x 100 sec., Ha: 19 x 900 sec., OIII: 14 x 1200 sec., OIII: 256 x 100 sec., OIII: 16 x 600 sec., Sum: 40,8 Std. |
Teleskop: | 10'', F4 Newton |
Brennweite: | 1000 mm / 430 mm |
Filter: | Astrodon LRGB E-Series, Ha 5nm, [OIII] 3nm |
Kamera: | Atik 460Exm |
Guiding: | Off Axis Guider, Lodestar |
Montierung: | EQ8 |
Sh2-174 ist sehr schwach, aber dafür sehr groß - er hat einen Durchmesser von etwa 20'. Das Objekt wurde von Stewart Sharpless entdeckt, der den roten, aus ionisiertem Wasserstoff bestehenden Nebel auf Fotoplatten sah. Doch auch auf Aufnahmen im Licht des [OIII] konnte man etwas sehen. Das ließ vermuten, dass es sich auch um einen alten Planetarischen Nebel handeln könnte. Doch es war damals kein Weißer Zwerg als Zentralstern auffindbar.
Es gab noch weitere ungewöhnliche Eigenschaften des Nebels: H-Alpha und [OIII] hatten nicht das gleiche Zentrum, denn der ionisierte Sauerstoff war Richtung Westen verschoben. Irgendwann wurde in der Mitte des Nebels der Weiße Zwerg entdeckt (im Bild ist er gut als kleiner blauer Punkt zu erkennen), der eine hohe Eigenbewegung aufwies. Damit schien die Natur des Nebels klar zu sein. Es ist ein planetarischer Nebel mit einer hohen Eigenbewegung. Dabei nimmt er seine Nebelmassen mit und der Wasserstoff hinkt durch die Wechselwirkung mit dem interstellaren Medium sozusagen hinterher.
Im Jahr 2008 fand ein australischer Doktorand anhand der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Nebels heraus, dass sein Alter, also der Zeitpunkt an dem er begann sich auszudehnen, nicht mit dem Alter des Weißen Zwergs übereinstimmte. Der Weiße Zwerg war viel zu kühl und um den Faktor 100 zu alt. Eine plausible Erklärung dafür: Ein einzelner Weißer Zwerg durchquert gerade die Gaswolke und ionisiert dabei das ihn umgebende Gas. Der Nebel ist daher eine Strömgren-Sphäre und nicht durch das Abstoßen der Gashülle eines sterbenden Sterns entstanden. Nicht alle Astronomen teilen diese Ansicht und halten Sh2-174 doch eher für einen Planetarischen Nebel, daher die weiterhin gültige Doppelbezeichnung PK 120+18.1. Auch die astronomische Datenbank Simbad listet dieses Objekt als PN.
Weitere Fakten sprechen gegen einen Planetarischen Nebel: Der Nebel zeigt keine verschobenen Spektrallinien, die durch die schnelle Bewegung existieren müssten, die der Weiße Zwerg aufweist. Der Nebel zeigt auch keine übliche Schockfront, die er nach einer Sternexpolsion haben müßte. Und der Nebel weist keinen hellen Rand auf, wie wenn die Hülle von einem sterbenden Stern in einem oder mehreren Schüben ausgestoßen worden wäre. Er hätte eine mehr oder minder kugelförmige Hülle bilden müssen, wodurch der Rand heller als das Innere Bereich leuchtet. All das trifft jedch nicht zu.
Dieses Projekt entstand in enger Zusammenarbeit mit Marcel Drechsler aus dem Erzgebirge, der in seiner Sternwarte am Bärenstein folgende Daten beisteuerte:
Baader Highspeed Filter OIII 6nm: 256 x 100 Sek.
Baader Highspeed Filter Ha 7nm: 333 x 100 Sek.
Baader Highspeed Filter Luminanz: 120 x 30 Sek.
11" Celestron RASA (Rowe Ackermann Schmidt Astrograph)
Kamera: ASI 1600 MMC
Das Bildfeld vom Epsilon und das von Marcel kombiniert ergibt ein größeres Feld:
Die folgende Grafik hat Marcel Drechsler freundlicherweise zusammengestellt. Da merkt man den Grafiker: